42 Kilometern lang und gerade einmal 2 Kilometer breit ist die kleine Isla Holbox im Nordosten Cancuns auf der Yucatan-Halbinsel. Weil sich das Eiland in den letzten Jahren als echter Geheimtipp etabliert hat, habe auch ich dem Inseltraum einen Besuch abgestattet. Über meine ganz persönlichen Erfahrungen und alle wichtigen Infos für deine eigene Reise

Die letzten Monate waren gelinde gesagt anstrengend. Dafür kann im Grunde auch niemand etwas beziehungsweise letztlich nur ich selbst. Schließlich habe ich es mir ja irgendwie selbst ausgesucht. Kurz Zur Erinnerung: Ich befinde mich im ersten Jahr meiner Selbstständigkeit und jeder der das selbst schon einmal durchgemacht hat, weiß, dass es im Grunde nie so läuft, wie geplant und schon dreimal nicht so leicht ist, wie man sich das ursprünglich mal vorgestellte hatte.

So ergab es sich auch, dass ich in den letzten Monaten plötzlich mit fünf Jobs gleichzeitig dastand. Während nun also jede Minute meines Tages ohnehin schon mit Arbeit gefüllt war und mich die Tatsache, dass ich so kaum noch Zeit für den Blog fand, noch zusätzlich gefrustet hat, wurde plötzlich auch mein heiß geliebter Redaktionsjob zum echten Stressfaktor – kurzum, ich habe irgendwie mein Mojo verloren.

Es musste also eine Auszeit her. Dringend. Ein Ruhepol, an dem ich wieder mehr zu mir selbst finden und meine Gedanken sortieren konnte. Nachdem Südafrika bereits seit einiger Zeit abgehakt und dafür Mexiko in meinen Fokus gerückt war, machte ich mich hier auf die Suche nach meinem persönlichen, kleinen Refugium. Immer wieder hatte ich in der Vergangenheit von den begeisterten Schilderungen anderer Blogger zum kleinen Inseltraum Holbox im Nordosten der Yucatan-Halbinsel gelesen. Die erste Etappe meiner Reise sollte mich also genau hierhin führen, nach Isla Holbox und sollte es mir dort ebenso gut gefallen, wie vielen meiner „Berufskollegen“ würde wohl auch ich gleich mehrere Wochen hier verweilen.

Von Cancun zur Isla Holbox – Die Anreise:

Nach mehr als zwölf Stunden Flug kam ich spät Abends am Flughafen in Cancun an. Von dem aus bringt einen bis ca. 23:00 ein öffentlicher Bus des allgegenwärtigen Anbieters ADO für knapp 70 MX$ (etwa 3,50€) zur Haltestelle in Downtown Cancun. Um nicht nachts quer durch Cancun laufen zu müssen und weil ich zu geizig für ein Taxi bin, habe ich mir extra ein Hostel (Hostel Mundo Joven Cancun) in direkter Nähe zum Busbahnhof gesucht.

Da es abseits der großen Hotelburgen nicht wirklich viel Sehenswertes in Cancun gibt, stand ich am nächsten Morgen auch direkt wieder am Busbahnhof und trat meine Weiterreise nach Holbox an. Um auf die Insel zu gelangen, muss man zunächst mit dem Bus nach Chiquila und von dort dann mit der Fähre weiter auf das Eiland.

Da es sich bei dem Bus um ein Verkehrsmittel handelt, das von Locals wie auch Touristen gleichermaßen genutzt wird, kann es schon mal voll werden. Außerdem hält der Fahrer gefühlt an jeder Milchkanne. So solltest du für die Fahrt gut und gerne zwischen 3 und 3 ½ Stunden einrechnen. Busse fahren mehrmals täglich in beide Richtungen (erkundige dich am besten in deiner Unterkunft nach den Abfahrtszeiten) und die Fahrt kostet derzeit 118 MX$ (etwa 5,60€). Das Busunternehmen hat außerdem auch eine offizielle Website , die ich jedoch nur semi-hilfreich fand.

In Chiquila wirst du direkt am Pier rausgelassen. Fähren fahren hier fast stündlich ab, kosten aktuell 120 MX$ (etwa 6€) für Touristen (70MX$ für Locals) und die Überfahrt dauert ca.eine halbe Stunde. Alternativ bieten Betreiber kleinere Taxis auch an, dich um den selben Preis nach Holbox zu bringen, sobald das Boot voll ist.

Ankunft im Paradies?

Ich war mit der Vorstellung von sandigen Straßen, einem ruhigen Ortskern und ursprünglicher Wildnis in der Umgebung nach Holbox gekommen. Im Grunde ist dem auch nichts entgegenzusetzen. Denn befestigte Straßen gibt es nicht, jenseits der Restaurants und Shops des Zentrums gibt es kaum etwas zu tun und tritt man seinen Weg in die richtige Richtung an, erwartet einen eine wirklich unfassbar schöne Landschaft.

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Und dennoch…irgendwie wollte sich die Begeisterung nicht so richtig bei mir einstellen. Zu den Charakteristika einer Trauminsel gesellten sich in der Realität nämlich zunächst auch sehr viel Baulärm und eine Heerschar an Golfkarts, die von Einheimischen, wie auch Touristen gefahren über die unebenen Straßen brettern und die Sache mit dem Traumstrand hatte ich mir auch irgendwie anders vorgestellt. Tatsächlich ist es nämlich so, dass jenseits der Insel der Golf von Mexiko und das Karibische Meer aufeinandertreffen. Dadurch ist das Wasser hier nicht so paradiesisch türkis, wie andernorts in Mexiko und die Strände sind zum Großteil mit Bergen von geruchsintensiven Seegras bedeckt, das von der Brandung angespült wurde.

Man könnte meinen, ich mache das gute Holbox entgegen vieler anderer Meinungen nur unnötig runter. Stimmt wohl auch zum Teil. Mittlerweile sind einige Tage vergangen und wie so oft durfte ich feststellen, es lag wohl schlicht an mir und der guten alten Erwartungshaltung. In meinem Kopf hatte ich das Eiland nämlich in Erwartung meines sofortigen Seelenfriedens (sozusagen) besucht. Und als der nicht von jetzt auf gleich auf der Matte stand, war die Enttäuschung erst mal groß…man sollte meinen ich weiß mittlerweile besser mit Erwartungen umzugehen.


Ein ehrlicher Erfahrungsbericht

Genau deswegen (und weil ich mittlerweile genügend Distanz gewonnen habe, um das etwas objektiver beurteilen zu können), schulde ich es dem guten Holbox einfach auch seine vielen Sonnenseiten aufs virtuelle Papier zu bringen.

Zunächst einmal, ja! Die von mir beschriebenen Negativpunkte lassen sich nicht leugnen, das Meer und auch der Strand warten einfach nicht mit Bilderbuchcharakter auf, und der jüngsten Beliebtheit der Insel ist es auch zu verdanken, dass hier fleißig gebaut wird (mal ehrlich, wer könnte es den Locals im Grunde auch verdenken). Das macht das Inselchen aber um eine vielfaches wieder wett.

Wer nach Holbox kommt, findet neben staubigen Straßen und einer guten Portion Chill-Out-Vibe vor allem kilometerlange Strände vor saftigen Mangrovenwäldern wieder. Im überschaubaren Ortskern spielt sich so ziemlich das Ganze Leben der Insel an. Hier findest du neben zahlreichen einfachen und einigen am Strand gelegenen höherpreisigen Restaurants, kleine Supermärkte, eine Apotheke und Souvenierläden. Auch einen ATM gibt es mittlerweile auf der Insel (Erfahre alles zur richtigen Kreditkarte auf Reisen) Der funktioniert jedoch nicht immer und ich kann dir nur den Rat meiner Unterkunft weiterleiten, genügend Bares vom Festland mitzubringen. Kreditkarten werden so gut wie nicht akzeptiert. Kalkuliere also entsprechend Pesos mit ein.


Unterkunft:

Entlang der ewig langen Strandidylle reihen sich mittlerweile dutzende Hotels aneinander. Die meisten dürften für einen Budget-Reisenden jedoch den Rahmen sprengen, die die Zimmerpreise gut und gerne mal die 100€-Marke knacken. Einfache Doppelzimmer, die man auch als Solo-Reisender immer voll bezahlen muss, gibt es jedoch bereits ab 30€ pro Zimmer und Nacht. Mittlerweile gibt es auch eine Hand voll Hostels. Anlaufstelle Nummer Eins bei Rucksackreisenden ist und bleibt jedoch das Tribu-Hostel, das auch ich dir nur wärmstens empfehlen kann. Mit einem Bett im Dorm um 10€, sauberen Sanitäranlagen, Hängematten, einer eigenen Bar, einer großzügigen Küche und vielen kostenlosen Extraaktivitäten weiß das Konzept der Anlage einfach voll zu Punkten, ohne dabei den typischen Party-Hostel-Charakter zu bekommen. Zu buchen gibt es das über Booking.com. Gerade wegen der überschaubaren Optionen für Budget-Reisende solltest du dein Bett unbedingt im Voraus buchen. Ab zwei Personen lohnt sich sicher auch ein Doppelzimmer. Aber auch hier – wie auch für die luxuriöseren Anlagen der Insel – gilt, rechtzeitig buchen, sonst kann es eng werden. Holbox ist nämlich längst kein echter Geheimtipp mehr (zumindest unter all jenen, die individuell unterwegs sind).


Things to do on Isla Holbox

Wie bereits beschrieben geht es auf Isla Holbox eher beschaulich zu und die Hauptaktivität der meisten Besucher dürfte sich so ziemlich auf süßes Nichts-Tun beschränken. Trotzdem gibt es ein paar Punkte, die auf deinen Reiseplan sollten:

Birding

Die Insel ist nicht nur ein spektakuläres Reiseziel sondern auch das Zuhause unzähliger maritimer Vogelarten, die hier in Hülle und Fülle bewundert werden dürfen. Flamingos, Pelikane, Weihen, Reiher, Strandläufer und verschiedenste Möwenspezies fühlen sich hier heimisch und lassen sich nach Herzenslust beobachten und fotografieren.

Wie immer bei Wildtierbeobachtungen (Achtung der Biologe in mir meldet sich zu Wort!), solltest du die Komfortzone der Tiere respektieren. Geh also gar nicht erst so nah einen der Federträger heran, bis der sich von dir distanziert oder gar weg fliegt sondern wahre so viel Abstand, dass der Fluchtinstinkt des Tieres nicht einsetzt.

Punta Coco

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Den äußersten Zipfel der Insel bildet die Punta Coco, eine unfassbar beeindruckende Wattlandschaft in der es sich im Schatten der Mangroven entspannen lässt. Hier findet man zur richtigen Zeit des Jahres vor allem zahlreiche Flamingos (da hatte ich leider Pech) und obwohl zahlreiche Inselbesucher dem Point of Interest einen Besuch abstatten, hat man stets das Gefühl fast allein unterwegs zu sein. Vom Zentrum Holbox`s aus erreichst du Punta Coco in etwa 40 Minuten zu Fuß. Wenn du am Strand stehst und auf des Merr blickst einfach nach links drehen und immer der Nase nach.

Shelter

Tierliebhaber sollten auch dem kleinen, aber feinen Animal-Shelter der Insel (2 Minuten vom Tribu-Hostel) einen Besuch abstatten. Waren die Insulaner bis vor kurzen mit der unaufhörlichen Vermehrung der Hunde und Katzen auf der Insel noch überfordert, hat sich das Team dieses Problems angenommen und kastriert sowie sterilisiert die Vierbeiner. Wer Zeit hat und sich berufen fühlt: Es werden auch immer wieder Volontäre für das Tierheim gesucht. Alternativ kann man sich auch ein oder zwei Kandidaten schnappen und einfach am Strand Gassi gehen. Übrigens hat die Insel mittlerweile auch mit Waschbären zu kämpfen. Neben einer Hand voll zahmer Artgenossen im Shelter, werden dir bei Dunkelheit sicher auch einige wilde Maskenträger begegnen.

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Kayak-Tour

Ein Punkt, den ich selbst leider nicht machen konnte, da der Anbieter der Tour während meines Aufenthalts nicht zugegen war, ist die Kayaktour durch die Mangrovenwälder der Insel. Holbox wird nämlich von mehreren kanalartigen Flüssen durchzogen, die sich mit dem Kayak herrlich erkunden lassen. Frag dazu am besten in deiner Unterkunft nach. Diejenigen, die die Tour gemacht haben, wussten wirklich nur gutes zu berichten.

Schnorcheln mit Walhaien

Hier ein Punkt der bitte NICHT auf deine To-Do-Liste gehören sollte. Jedes Jahr zwischen Mai und September ist in den Gewässern vor Holbox Walhai-Season. Ein Grund für tausende Touristen die Insel zu stürmen, um mit den Meeresgiganten zu schnorcheln. An sich, sicher ein tolles Erlebnis, das auch ich gerne von meiner Bucket-Liste gestrichen hätte. Jedoch nimmt das Treiben mittlerweile derartige Dimensionen an, dass die Tiere unter all den fotogeilen Touristen nicht mehr richtig fressen können. Von den Anlockversuchen einiger Anbieter mit Futter ganz zu schweigen. Natürlich musst du das für dich selbst entscheiden, ich persönlich spreche mich jedoch entschieden gegen diese Schnorchel-Touren aus.


Die Isla Holbox ist das Paradebeispiel dafür, dass ein Ort, egal wie schön, ein inneres Ungleichgewicht nicht immer ausgleichen kann und das die liebe Erwartungshaltung wie so oft eine übergeordnete Rolle spielt. Auch wenn ich mich für das Eiland nur zum Teil habe erwärmen können, kann ich dir Holbox absolut empfehlen. Unterdessen mache ich mich weiter auf die Suche nach meinem verlorenen Mojo und darf schon Mal verraten, es ist Besserung in Sicht.

Du warst selbst schon auf der Isla Holbox? Wie sind deine Erfahrungen? Oder steht die Insel noch auf deiner To-Do-Liste und du hast noch Fragen? Immer raus damit. Schreib mir einen Kommentar, ich freue mich von dir zu hören.