Gili Air – Ein Inselrundgang

Gili Air wird als der Inbegriff einer Trauminsel angepriesen. Ob du vor Ort wirklich paradiesische Zustände vorfindest oder ob es sich hier um mehr Schein als Sein handelt, verrate ich dir in meinem Inselrundgang. Komm mit mir auf Entdeckungstour, erfahre mehr von den verschiedenen Seiten des kleinen indonesischen Eilands und werde mit meinen ganz persönlichen Tipps zum echten Insider.

Den Hafen Ameds haben wir hinter uns gelassen. Nach einer knappen Stunde, in der das Speedboot des lokalen Anbieters mit einer derartigen Wucht über das Wasser gebrettert ist, dass man zwischenzeitlich den Eindruck hätte gewinnen können, das Gefährt könne jede Sekunde auf dem Wasser zerbersten, haben wir einen Großteil der Fahrgäste hinter uns gelassen. Gili Trawangan, dass sich in den letzten Jahren seinen Ruf als abgelegenes Partymekka verdient hat, war wie üblich Anziehungspunkt der meisten, überwiegend jungen Reisenden auf dieser Überfahrt. Eine Hand voll Sehnsüchtiger begleitet mich aber nun auf dem Weg zu meinem Ziel: Gili Air

Die Insel vor der Küste Lomboks, deren Name übersetzt soviel wie Wasserinsel bedeutet, kommt mit wesentlich weniger Robinson Crusoe-Feeling daher als ihre Schwester Meno, zeigt sich im Gegensatz zur Trawangan jedoch von einer weit ruhigeren Seite und ist somit ideal für Familien und all jene, die das Mittel aus Entspannung und Gesellschaft suchen.


Ankunft am Hafen

Der sogenannte Hafen ist letztlich nur ein Teil des, der Insel vorgelagerten Korallenriffs, an dem sich neben zahlreichen Glasbooten vor allem die landestypischen, bunt bemalten Fischerboote mit ihren beiden hölzernen Auslegern tummeln. So kann das Speedboot auch nicht ganz an das sandige Ufer heranfahren und die Fahrgäste erwartet vor ihrer Ankunft ein Kletterakt entlang der Seite des Bootes, bevor aus luftigen zwei Metern ein gewagter Sprung ins kniehohe kühle Nass gewagt wird. Vorbei an zahlreichen auf ihre Abfahrt Wartenden, ein erster Eindruck des Eilands: Ein sandiger Pfad, Palmenhaine, Pferdekutschen. Autos, Roller und Verkherslärm sucht man hier vergebens. Fotbewegung findet hier zu Fuß, zu Ross oder mit dem Fahrad statt. Die wenigen von den Einheimischen genutzen Roller, wurden elektonisch umgerüstet und gleiten in befremdlicher Stille an einem Vorbei.


Die Ostküste

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Ganz familiär jedoch, die üblichen Rufe und Angebote für Unterkünfte. Wirkt es um den Hafen zunächst regelrecht trist und wenig ansprechend, taucht man nur wenige Meter nördlich entlang der Küste in das volle Touristische Treiben Gili Airs ein. Luxuriöse Unterkünfte, große Bungalowanlagen und reich beworbene Tauchschulen zur Linken, Cafés, Restaurants und Bars zur Rechten. Um Preiswertere Unterkünfte zu finden, bedarf es den Gang in einen der vielen schmalen Pfade, die ins Inselinnere führen. Kleine hölzerne Schilder weisen einem den Weg.

Von Traumständen fehlt hier jedoch noch jede Spur. Jenseits der zahlreichen gastronomischen Einrichtungen liegt ein schmaler Sandstreifen, der ohne Umwege an das Korallenriff angrenzt. Im Wasser die in Signalfarben leuchtenden Spitzen der Schnorchel. Hier liegt auch der Hauptfokus der glasklaren Gewässer. Und so ist es dank dem leicht zugänglichen Korallenriff ein leichtes, die fehlenden sandigen Liegeflächen und echten Schwimmmöglichkeiten zu verschmerzen. Die Pausen zwischen den einzelnen Unterwassererkundungstouren werden auf einem der vielen hölzernen, mit bequemen Kissen ausgelegten Pavillons der Cafés verbracht. Bei Papayasaft und Cola schweift der Blick über das seichte Wasser hinüber auf den Rijay, den monströsen Vulkan Lomboks, dessen Spitze sich wolkenverhangen nur erahnen lässt, während im Hintergrund das klirrende Schellenschlagen die Ankunft einer der Pferdekutschen ankündigt.


Der Norden

Spielt sich an der Ostküste das Leben und der meiste Trubel der Insel – natürlich noch immer fernab von jeglichem Stress – ab, wird es gen Norden immer ruhiger und mit jedem Schritt nähert man sich den paradiesischen Zuständen, für die die Insel bekannt ist. Die Abstände zwischen den Bungalowanlagen werden größer. Cafés und Restaurants weichen immer mehr den natürlichen Gegebenheiten und so erstreckt sich nach einem zwanzigminütigen Marsch endlich das Bild vor einem, dass man sich in seiner Fantasie schon die ganz Zeit ausgemalt hatte: Weite Sandflächen, die gepflastert von Korallenstückchen sind, kleine ursprünglich wirkende Restaurants, türkisfarbenes Meer, zum Inselinneren hin die einfachen Hütten der Bewohner zwischen kargen Gräsern und zahlreichen Palmen.

Auf den spärlichen Schattenplätzen rivalisieren die wenigen Touristen um die besten Plätze, während sich im Wasser rekelnde Strandschönheiten von ihrer besseren Hälfte ablichten lassen. Ein Strand fast für einen allein. Bei Ebbe ragen die steinigen Korallengründe und moosigen Seegrasfelder aus dem Meerwasserpfützen auf, Boote liegen auf Grund und Schnorchler stehen in 200 Meter Entfernung noch immer gerade einmal bis zu den Knöcheln im Wasser. Haben wir den Blick auf das imposante Lombok nun hinter uns gelassen, zeigt sich gefühlt einen Katzensprung entfernt Airs kleine Schwester, die Zwergeninsel Meno.


Zurück in den Süden

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Je weiter wir die Umrundung der Insel fortsetzen, umso mehr manifestiert sich das Gefühl vollkommener Abgeschiedenheit. Vereinzelt finden sich nur noch Unterkünfte, kaum ein Tourist verirrt sich hierher und wie im Hintergrund Kühe an den wenigen Grashalmen knabbern taucht nun auch wieder Lombok in voller Größe vor einem auf. Auf diesem letzten Abschnitt, bevor es wieder an den Hafen geht, zeigt sich die Zukunft Gili Airs. Eine gigantische Baustelle und tonnenweise Maumaterial stehen sinnbildlich für den Wandel, der dem Eiland noch bevorstehen wird. Wie hier, wird im Kleinformat noch immer auf der ganzen Insel geschraubt, gehammert und erschlossen. Unzählige weitere wollen auf den geldbringenden Zug des Tourismus aufspringen und so werden wohl auch hier, wie auf vielen ehemals unberührten Naturschätzen im Ozean, die Ressourcen bis zum letzten ausgekostet werden.


Die harten Fakten

An- und Abreise

  • Ab Bali, über Touranbieter mit Speedboat ca. 1h Wasserweg, etwa 300.000 IDR (etwa 20€)

  • Alternativ direkt am Hafen bei den lokalen Fähranbietern nachfragen, günstiger, dauert jedoch länger und unregelmäßiger Fahrplan

  • Ab Lombok lohnt sich hingegen die Fähre, da die gerade mal eine halbe Stunde braucht (etwa 50.000 IDR)

  • Zwischen den Inseln ebenfalls die Fähre nehmen (Ticket-Büro am Hafen, etwa 35.000 IDR), 10-15 Minuten

  • Von Gili Air aus, lassen sich viel Ziele auf Bali oder Lombok mit einem „Boot & Bus“-Kombi-Ticket erreichen. Z.B. nach Kuta Lombok für 200.000 IDR. Einen Tag vorher buchen, da die Abfahrtszeiten meistens in der Früh liegen. Außerdem Preise vergleichen!

 

Fortbewegung vor Ort

  • Ein sandiger Pfad führt einmal um die Insel herum, mehrere Wege führen ins Inselinneren

  • Fortbewegung zu Fuß, mit dem Fahrrad

  • Als Taxi werden Pferdekarren eingesetzt

 

Nützliches:

  • Warungs (Restaurants) und Unterkünfte im Inselinneren sind billiger und in Sachen Essen oft besser. Da wir hier von übersichtlichen Entfernungen sprechen, lohnt sich der Weg

  • Das Leitungswasser auf der Insel ist in der Regel leicht salzig. Trinken sollte man es, wie auch sonst in Indonesien, sowieso nicht

  • Die Preise der Tauchschulen auf der Insel sind einheitlich geregelt, also kein mühseliges Vergleichen. So kostet ein Fun Dive immer 470000 IDR (etwa 30€)

  • Insgesamt ist das Preisniveau hier aber etwas höher als auf Bali und vor allem Lombok. Klar, schließlich muss das meiste erst von den großen Nachbarn „importiert“ werden

  • Hauptaktivität Nummer 1: Schnorcheln. Im Norden zwar durchaus schöne, wenn auch mit Korallenstücken übersäte Sandstrände → wegen des vorgelagerten Korallenriffes jedoch kein Meer zum Schwimmen, sondern zum Entdecken. Wer einmal Meeresschildkröten in ihrem natürlichen Lebensraum bewundern möchte, ist hier richtig

  • Umweltschutz gelangt in Indonesien erst langsam in das Bewusstsein der Menschen. Positiv: Viele Unterkünfte und Tauchschulen bieten das Nachfüllen von Wasserflaschen an, um auf unnötiges Plastik zu verzichten. Negativ: Ob Boote, unachtsame Schnorchler und Taucher oder zur Beschaffung von Baumaterial, das Korallenriff um Air (und auch ihre Schwestern) wurde binnen kürzester Zeit sichtbar in Mitleidenschaft gezogen. Trage deinen Beitrag und gehe sorgsam mit dem wichtigen Lebensraum um: Nichts anfassen, oder abbrechen. Schnorcheln nur bei Flut, um ohne Schaden für dich und die Korallen ins Wasser zu gelangen, spread the word 😉

  • Ob der kleinen Größe der Insel (und ihrer Schwestern) solltest du in der Hochsaison unbedingt im Vorfeld deine Unterkunft buchen! Ich nutze für meine Hotelsuche Hauptsächlich Booking.com. Wenn du dich anmeldest gibt es hier oft gute Secret Deals. (Suchen Sie und Buchen Sie Ihre Unterkunft hier!) In der Nebensaison, genügt es in der Regel vor Ort zu suchen. Für Budgetoptionen wie gesagt am besten im Inselinneren suchen, insgesamt jedoch mit etwas höheren Ausgaben rechnen

 

Wie man sieht, ist letztlich nicht immer alles so, wie es beworben wird. In diesem Fall bedeutet das jedoch nicht, dass es sich bei Gili Air um keine Trauminsel handelt. Sie ist einfach nur etwas anders, als erwartet. Warst du selbst schon mal auf Air? Wie sind deine Erfahrungen? Oder hast du noch Fragen, Anregungen, Kritik? Dann wie immer rein mit allem in die Kommentare! Ich freue mich von dir zu hören

2 Comments

  1. Schöner Bericht. Die kleinen Boote, die du beschreibst, heißen Jukung. LG

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