Für die meisten Rucksack- oder Budget-Reisenden sind Hostels die erste Anlaufstelle wenn es um das nächtliche Quartier geht. Zusammentreffen mit Gleichgesinnten, eine Möglichkeit zu Kochen sowie viele Infos zum Reiseort – und das auch noch ziemlich günstig – erfreuen dabei nicht nur den Reisenden, sondern auch dessen meist recht schmalen Geldbeutel. Trotz aller Vorteile kommt es bei dieser Art des Nächtigens aber unweigerlich auch zu Situationen, in denen man dann doch gerne den gemischten Schlafsaal gegen ein schnuckliges Privatzimmer im kleinen Hotel tauschen würde.

Hier also meine Top 10 der Dinge, die den Hostelaufenthalt zur Zerreißprobe werden lassen:

1) Türklinken

Die Jahre in denen Türen mit Holzriegeln und Zachen geöffnet wurden liegen eigentlich lange zurück. Dennoch scheint die Bedienung von Türklinken, die es einem ermöglichen Räume geräuscharm zu betreten und verlassen, für viele noch immer ein Mysterium zu sein. Im übrigen ein internationales Phänomen, das sich keine Nationalität allein auf die Brust schreiben kann. Vielmehr sind Menschen aus aller Welt mit dem doch ziemlich komplizierten Prinzip des Hinunterdrückens, Schließens und erst dann Loslassens der Klinke überfordert. Vielleicht aber liegt es gar nicht am Prinzip des Türöffners? Vielleicht handelt es sich beim lauten Türenknallen beim Verlassen eines jeden Raums ja auch um eine Art dominantes Revierverhalten? In jedem Fall kann das melodische Klingen andauernd zuknallender Türen die Nerven schon mal Blank liegen lassen.

2) Steckdosen 

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Im Zeitalter digitaler Errungenschaften wie Smartphone, Tablet oder E-Reader wird das Reisen, dank leicht zugänglicher Informationen, immer einfacher. Blöd nur, wenn den elektronischen Reisebegleitern dann der Saft ausgeht. Wäre ja im Grunde kein Problem, wenn man die Geräte nach Bedarf aufladen könnte. Wenn nur….In Sachen Logistik und Raumnutzung gelingen vielen Hostelbesitzern gerade zu wahre Meisterleistungen. 12 Betten in einem 8m² Raum unterbringen? Kein Problem! Im Notfall wird eben in die Höhe gebaut – dreistöckige Etagenbetten sind so keine Seltenheit mehr.

Für Steckdosen ist bei der harten Raumkalkulation dann eben kein Platz mehr. So kann es schon einmal passieren, dass 12 Reisende um 2 Steckdosen rivalisieren müssen. Wer selbst schon einmal in dieser Situation war weiß, dass Anstand, Moral und ethische Grundsätze in dieser Extremsituation beträchtlich in den Hintergrund rücken können. Um schlimmeres zu vermeiden, sollte dann eventuell sogar über den Kauf einer Mehrfachsteckdose nachgedacht werden. Übrigens der perfekte Weg sich Freunde unter den Mitreisenden zu machen.

3) Der reisebegeisterte Deutsche

Ja, wir sind einfach überall. Noch am entlegensten Zipfel unseres Globus wird man neben den ansässigen Bewohnern mindestens auf einen der eigenen Landsleute treffen. In entsprechenden Dosen kann es einem der gemeinsame kulturelle Hintergrund sogar ermöglichen leichter ins Gespräch zu kommen und darf durchaus als angenehm betrachtet werden. Wenn das derzeit bewohnte Hostel aber plötzlich von einer ganzen Heerschar deutscher Touristen überrannt wird, kann sich diese angenehme Dosis aber schnell mal zum persönlichen Reisealbtraum entwickeln. Schließlich hat man die Heimat ja mit dem Ziel hinter sich gelassen neue Länder und Kulturen zu erkunden. Das kann einem aber schon deutlich erschwert werden, wenn einem von allen Ecken die gewohnte Muttersprache entgegen schallt.

Besonderes Schmankerl ist es dann, wenn es sich bei den – einer Heuschreckenplage gleich, über das Hostel hergefallenen – Landsleuten auch noch um die Sorte 18-jähriger postpubertärer Party-Reisender handelt. Ein Klientel, das durchaus seine Daseinsberechtigung hat, dem man aber schon im Heimatland bewusst aus dem Weg zu gehen versucht. Im gemeinsam bewohnten 12-Bett-Zimmer kann diese Vermeidungstaktik dann aber schon mal zur echten Herausforderung werden. Das ist dann übrigens auch der Moment, in dem man sich mit Mitte zwanzig irgendwie zu alt für den ganzen Scheiß fühlt…

Nicht immer hat man die Wahl: Wenn aber, dann gibt es ganz klare Verfechter dessen, welches der Betten eines der in Hostels üblichen Stockbetten zu bevorzugen ist. In beiden Fällen kann der wohl verdiente Schlaf aber schon mal zu kurz kommen.

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4) Das obere Bett:

Landet man im oberen Geschoss einer der „Qualitätsschlafstätten“ eines Hostel, so sieht man sich ziemlich schnell mit einigen fundamentalen Problemen konfrontiert: Überhaupt muss man die Höhe erst mal irgendwie erklimmen. Bei den meist doch recht wackligen Konstruktionen und schmalen Leitern ist jeder Versuch der Eleganz völlig vergebens und das Hinaufhiefen wird meist von stillem Fluchen und gehörigem Knarzen sowie der Angst das Ganze könnte jeden Moment unter einem Zusammenbrechen begleitet. Wenn man es dann endlich nach oben geschafft hat, wird man spätestens jetzt bemerken, dass man etwas wichtiges am Grunde des Bettes vergessen hat. Ein Fehler den man nur einmal begeht.

Fortan wird jedes Erklimmen der Ruhestätte mit genauester Planung verbunden, um die Anzahl des Hinauf- und Herunterkletterns möglichst gering zu halten. Entspannt ist anders. Übrigens: Sollte das unter Punkt 2) angesprochene Problem der zu wenigen Steckdosen bestehen, entsteht durch die Belegung des oberen Bettes ein nicht zu unterschätzender Nachteil im Ergattern eines der begehrten Ladeplätze.

5) Das untere Bett

Darf man das untere Bett eines Stockbettes sein eigen nennen, so fällt zumindest das kräftezehrende Klettern weg. Dafür können in diesem Fall schon mal nervenzerreibende Probleme der ganz anderen Art auf einen zukommen: Aufrecht sitzen zum Beispiel. Auf Grund des all zu oft sehr geringen Abstands zum „Obergeschoss“ ein Ding der Unmöglichkeit. Diese Option ist also wirklich nur für Aktivitäten in der Vertikale geeignet. Um zu sitzen, muss man dann wohl doch einen der Gemeinschaftsräume aufsuchen (der im Worst Case natürlich von den oben erwähnten 50 deutschen 18-Jährigen belagert wird). Weiterer Nachteil der Konstruktion liegt in den Schließfächern, die sich zumeist unter dem Bett befinden. Während man trotz aller Widrigkeiten versucht sich in das Reich der Träume zu begeben, fällt dem Bewohner des oberen Bettes natürlich ein, dass er noch einmal an sein Fach muss. Ziemlich uncool, wenn einem ein Fremder auf einmal direkt auf Augenhöhe gegenüber sitzt, um an sein Zeug zu kommen. Und auch sonst bietet das untere Bett doch recht viel Einblick für alle Zimmergenossen – Privatsphäre also gleich null.

Außerdem: Nur weil man selbst nicht den Balanceakt des Hinaufkletterns mitmachen muss, heißt das noch lange nicht, dass man von dessen Auswirkungen verschont bleibt. Das laute Knarzen und Ächzen der Bettkonstruktion hört nämlich nicht nur der Kletternde und das dazugehörige Wackeln des Betts, kann einen schon mal ein leichtes Gefühl von Seekrankheit bescheren. In diesem Fall bleibt nur zu hoffen, dass de Bewohner des obigen Bettes den Ratschlag des organisierten Bettbesteigens beherzigt und das Auf- und Absteigen auf ein Minimum dezimiert.

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6) Tastentöne

Ob abends vor dem Einschlafen, morgens beim Aufwachen, oder einfach beim Residieren im hoteleigenen Gemeinschaftsraum. Spätestens nach 5 Minuten wird man denjenigen verfluchen, der es nicht schafft sein fuck*** Handy auf lautlos zu stellen. Tastentöne, das allseits verhasste Zwitschern des Nachrichteneingangs oder auch der unüberhörbare Vibrationsalarm machen die Kontaktaufnahme mit Daheimgebliebenen für viele Mitreisende zur Zerreißprobe. Dennoch schaffen es viele nicht, ihr Telekommunikationsgerät mit einem einfachen Knopfdruck leise zu stellen. Scheinbar liefe man so Gefahr ein-kommende Nachrichten nicht binnen 2 Sekunden nach Eingang zu lesen sondern erst dann, wenn man das nächste mal aufs Handy schaut (also etwa eine Minute später….).

7) Die Party-Löwen

Nach einem anstrengenden Tag ist es letztlich schon fast egal, in welchem Bett man liegt. Hauptsache liegen und dem wohl verdienten Schlaf entgegen sehen. Wer glaubt er hätte mit dem Erreichen der vom Hostel eingerichteten Ruhezeit ein Anrecht auf einen ungestörten Schlaf, irrt gewaltig. Ob um 02:00, 04:27 oder einer anderen menschenunwürdigen Zeit, irgendwann werden sie zurückkehren, die Party-Löwen. Diejenigen, die den ganzen Tag verschlafen haben (aus Rücksicht hast du dich tagsüber natürlich nur auf Zehenspitzen im Zimmer bewegt), haben die Nacht zum Tag gemacht und den Besuch im fremden Land erst mal ordentlich begossen ( Ich verweise an dieser Stelle gerne noch einmal auf Punkt 3). Und auch Punkt 1 und 4 kommen nun noch einmal zur Geltung. Sicher liegt bei den zumeist stark berauschten Rückkehren keine böse Absicht vor. Dass das ruhige Schließen von Türen oder gar Erklimmen des oberen Bettes im alkoholisierten Zustand aber schlicht nicht möglich ist, versteht sich sicher von selbst.Mit der Nachtruhe ist es in jedem Fall erst mal vorbei.

8) Der Frühaufsteher

Sei es drum. Irgendwann hat hat man sie alle überstanden – die Türzuknaller, Bettnachbarn, Smartphone-Suchtis und Party-Löwen; und schließlich ist man ja im Urlaub, dann schläft man am nächsten Tag einfach etwas länger, um die verlorene Nachtruhe aufzuholen. Weit gefehlt! Es gibt immer mindestens einen, der seinen Tag unbeeindruckt von den nächtlichen Störungen pünktlich um 06:30 beginnt. Akribisch wird dann der Rucksack für den Tag gepackt und jeder Reißverschluss mindestens 10 mal geöffnet und geschlossen – nur zur Sicherheit.

Um sicher zu gehen, dass auch die Zimmergenossen den angebrochenen Tag bis zum letzten ausschöpfen können, gehen einige dieser Individuen in ihrer Rücksichtnahme sogar soweit, sich erst einmal in aller Ruhe im Zimmer die Haare zu föhnen. Spätestens jetzt ist auch der Letzte wach. Von entrüstetem Stöhnen lässt sich der Frühaufsteher im übrigen nicht beirren und krönt seinen morgendlichen Auftritt noch damit, dass er mit lauten Türknallen das Zimmer verlässt.

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Während sich alle bisherigen Punkte mit viel Geduld letztlich doch noch ertragen lassen und doch irgendwie Teil des ganzen Feelings sind, das einen Hostelaufenthalt erst so richtig authentisch werden lässt, gibt es noch die absoluten „No Go“-Situationen, über die auch mit viel gutem Willen nicht so leicht hinweg gesehen werden kann:

 

9) Der Hygiene-Muffel

Es gibt kaum etwas unerträglicheres als sich mit einem Hygiene-Muffel das Zimmer teilen zu müssen. Die Rede ist hierbei nicht von denjenigen, die das Zimmer binnen 5 Minuten nach ihrer Ankunft in eine Müllhalde aus Tüten, Klamotten und Co. verwandeln, auch nicht von denjenigen, für die Abspülen, Arbeitsplatte Abwischen und Müll entsorgen in der Gemeinschaftsküche ein Fremdwort ist; sogar denjenigen, die im gemeinsam genutzten Badezimmer genug organisches Material (Haare, Dreck und etwaige Körperauscheidungen) zurücklassen, als dass man einen waschechten Klon des Übeltäters daraus herstellen könnte, sehen im Vergleich zu diesem abstoßendem Weltenbummler völlig harmlos aus.

Denn dieses Individuum hat mit seiner Abreise auch sämtliche Regeln der Körperhygiene zuhause gelassen, das Reisegepäck konnte auf ein Minimum beschränkt werden, da Klamotten zum Wechseln sowie Shampoo, Seife und Co. für ihn nur unnötigen Ballast darstellen. Die Ankunft des Hygiene-Muffels kündigt sich schon Minuten vor seinem eigentlichen Eintreffen im Zimmer an – Geruchsbelästigung pur. Man stelle sich nun vor, dass 12 Personen gemeinsam ein 8m² Zimmer bewohnen. Dass es da schnell mal stickig werden kann, dürfte nicht überraschen. In Kombination mit den Ausdünstungen eines Bewohners, dessen Körper und Klamotten scheinbar seit Wochen kein Wasser mehr von Nahem gesehen haben, entwickelt sich der Raum jedoch unweigerlich zur absolut unerträglichen Todeszone. Glücklicherweise ist diese Sorte Reisender bisher doch ein eher seltenes Phänomen und so bleibt letztlich nur die Hoffnung, dass man vom Hygiene-Muffel selbst für immer verschont bleibt.

10) Von inneren Gelüsten

Ja, wir sind alle nur Menschen. Und gerade als Solo-Reisender ist es ganz natürlich, dass sich nach einiger Zeit gewisse Gelüste in einem regen. Trotzdem: Diesen Gelüsten im voll belegten Mehrbettzimmer nachzukommen….nein. Einfach nur, nein!

Was ist das „schlimmste“, dass euch mal im Hostel passiert ist? Habt ihr einige Punkte aus der Liste schon am eigenen Leib erfahren, oder bringen euch ganz andere Sachen so richtig auf die Palme? Schreibt mir einen Kommentar mit euren Erfahrungen!