„Um zu begreifen, dass der Himmel überall blau ist, braucht man nicht um die Welt zu reisen“, das sagte einst schon Goethe und untermauert: So toll ist diese ganze Sache mit dem Reisen eigentlich gar nicht. Warum auch du auf keinen Fall Reisen solltest und welche Gründe es gibt am besten einfach daheim zu bleiben, habe ich dir hier siebenfach aufgedröselt:

1) Beim Reisen verläuft nichts nach Plan

So eine Individualreise bedarf ganz offensichtlich jeder Menge Vorbereitung! Reisezeit, Sicherheit und Route wollen natürlich wohl recherchiert sein. Eigentlich wäre das ja schon Grund genug dieses angebliche Abenteuer überhaupt gar nicht erst anzuvisieren. Warum auch? Zeit ist Geld und für ausschweifende Reisevorbereitungen hast du überhaupt schon keine Zeit. Sollen sich doch die Leute aus dem örtlichen Reisebüro um die nervigen Details kümmern, die werden zumindest für den ganzen Aufwand bezahlt…

So, jetzt hast du dich wider allen Verstandes doch hingesetzt und deine große Reise akribisch und minutiös durchgeplant – unvorhergesehene Ereignisse sind da ganz sicher weder vorgesehen noch erwünscht. Und doch wird es schneller passieren, als du glaubst, dass sich dein so herrlich zurecht gelegter Plan mit der Realität in deinem Zielland einfach nicht vereinen lassen will. Da will die festgesetzten Zeit in einem besonders umtriebigen Städtchen einfach nicht mehr ausreichen und die fünf einzigen Regentage des Jahres fallen ausgerechnet auf deinen einkalkulierten Strandaufenthalt. Tatsächlich ist das jedoch nur ein Bruchteil dessen, was dich da draußen erwartet. Und damit du auch ja nicht an der enormen Komponente des Unvorhersehbaren wachsen musst, deinen Horizont erweitern und dich neuen Herausforderungen stellen musst, wie sie eben auftauchen, ist es wirklich das beste in den heimischen vier Wänden zu bleiben. Auf die pünktliche Ausstrahlung der Tagesschau ist immerhin zumindest Verlass.


2) Reisen katapultiert dich aus deiner Komfortzone heraus! 

Gerade weil beim Reisen gerne mal alles andere Wege geht, als ursprünglich geplant, wirst du immer wieder in Situationen geraten, die dich herausfordern, an deine Grenzen bringen und schlimmer noch, diese Grenzen auch überschreiten lassen. Furchtbar anstrengend alles. Neue Kulturen, neue Bekanntschaften und ein Leben fernab von deinem geregelten Alltag sorgen dafür, dass es plötzlich nicht mehr ausreicht dich in deinen gewohnten Bahnen zu bewegen. Komfortzone adé und Hallo Abenteuer!

Aber das ist erst der Anfang. Weil du binnen kürzester Zeit auch diese neuen Herausforderungen im Griff hast, läufst du Gefahr tollkühn, ja geradezu wagemutig immer weiter Neuland zu betreten, bis du eines Tages einer der verrückten Tunichtsgute bist, über die du bisher immer nur verständnislos den Kopf geschüttelt hast. Was genau soll denn auch geil daran sein sich mit irgendwelchen Unbekannten das Zimmer zu teilen, sich in vollgestopfte Busse zu quetschen um möglichst billig in irgend ein Kaff zu kommen, sich mitten in der Nacht irgend einen Berg hochzuschleppen, nur um pünktlich zum Sonnenaufgang am Gipfel zu sein, oder auf zwanzig Meter tiefe abzutauchen, um sich irgendwelches Unterwassergetier reinzuziehen? Du ahnst es sicher schon, gar nichts! Die Grenze vom Wohnzimmer zum Balkon tut es dann für die nächsten freien Tage auch.


3) Reisen macht dankbar!

Wenn du deinen wenigen Urlaubstage schon mit einem Rucksack auf dem Rücken verbringen musst, dann sollte das ganze wenigstens schön billig sein. Wäre ja noch schöner, wenn man für das Selberplanen auch noch einen Haufen Kohle blechen müsste. Es bietet sich also an es den meisten Backpackern gleich zu tun, und sich die schwache Währung eines anderen Landes zu Nutze zu machen, um selbst mit schmalem Budget über die Runden zu kommen. Clever!

Nun bringt es diese Taktik jedoch mit sich, dass du eben in genau solchen Ländern landest, in denen die Bevölkerung weit unter dem Standard ihr Leben bestreitet, der für dich zu Hause völlig selbstverständlich ist (nicht, dass das deine Schuld wäre, du arbeitest schließlich hart für dein Geld!). Und doch wirst du nicht umhinkommen zu bemerken, dass auch in anderen Ländern hart für das eigene Einkommen gearbeitet wird. Nur das es vielen anderen Menschen an jenen Optionen mangelt, die dir bereits dein Leben lang quasi auf dem Silbertablett serviert wurden.

Das Leben ist ungerecht schon klar, aber damit muss man sich doch dann auch nicht ausgerechnet im wohl verdienten Urlaub befassen oder? Nicht, dass man noch demütig wird und dankbar für das, was man sein Heim nenne darf! Dann doch lieber ins Luxusresort, mit brav unsichtbaren Angestellten und möglichst wenig Realität! Ist ja schließlich Urlaub!


4) Zu Hause ist es doch am schönsten!

Mal ganz im Ernst… soooo schön ist die Welt da draußen auch gar nicht. Ich meine wer will schon X Stunden im Flieger sitzen, nur um dann an diesem Strand abzuhängen…?

 

oder einem von diesen?

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 den Sonnenaufgang auf diesem Vulkan zu bewundern?

die Nasenspitze über den südwestlichsten Punkt Europas strecken?

…oder eine Gruppe wilder Elefanten hautnah zu erleben?

Braucht es alles nicht! Am heimischen Baggersee ist es immerhin mindestens genauso schön!


5) Reisen tötet Rassismus

Wer in ein fremdes Land reist, sieht sich plötzlich mit einer gänzlich neuen Perspektive konfrontiert. Um es einmal mit unserem Motto zur EM 2006 auszudrücken: „Die Welt zu Gast bei Freunden“, verliert man durch eine Reise seinen Heimvorteil, wird zum Gast, zum Fremden und – man mag es kaum glauben – zum Ausländer.

Natürlich wirst du nun als offener, gebildeter Bundesbürger sagen, dass du von den Landsleuten deiner Zielregion ja wohl die gleiche Gastfreundschaft erwarten darfst, die du den zahlreichen Ethnien, die aktuell Teil unserer heimischen Bevölkerung sind, auch entgegen bringst, Und überhaupt als zahlender Tourist haben die Leute „da“ gefälligst nett zu sein, schließlich bringt man auch sein sauer Verdientes mit.

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Und du wirst überrascht sein, denn tatsächlich sind Freundlichkeit, Gastfreundschaft und Herzlichkeit Attribute, die du überall auf der Welt findest. Blöd nur, wenn deine insgeheim gehegten Vorurteile gegen bestimmte Nationen (was per Definition aber natürlich kein Rassismus ist, immerhin wird es wohl erlaubt sein manche Menschen mehr zu mögen als andere und aufgrund einschlägiger Erfahrungen hast du auch das Recht ganze Nationen über einen Kamm zu scheren) sich dann plötzlich in Rauch auflösen und du feststellst, so anders als man selbst sind die meisten Menschen gar nicht. Menschen, die trotz unterschiedlichem kulturellen Hintergrund im Grunde die selben Ziele und Werte haben wie man selbst: Existenzsicherung, Familie, Freunde und das Streben nach Glück und Zufriedenheit.

Weil diese Einsichten dich jedoch Gefahr laufen lassen weiter ohne schlechtes Gewissen andere aufgrund ihrer Herkunft für deine unvollkommende Existenz verantwortlich zu machen, solltest du am besten wirklich daheim bleiben. Ganz nebenbei erweitert sich so auch nicht dein Horizont und dein Leben wird auch weiterhin in den gewohnten Bahnen laufen, die jede Menge Raum zu ausgeprägtem Motzen und Wettern gegen alles und jeden geben – eine Win-Win-Situation sozusagen.


6) Reisen macht glücklich

Reisen macht glücklich, so einfach ist das. Es ist nicht immer einfach, es verläuft vieles anders als geplant, es fordert einen und kann einen dann und wann schon auch mal überfordern. Es lässt einen demütig werden, offen und dankbar. Reisen allein wir nicht dafür sorgen, dass du auf Dauer ein glückliches und zufriedenes Leben führen kannst, es bietet jedoch die Möglichkeit maßgeblich dazu beizutragen. Weil es aber um so vieles bequemer ist einfach alles beim Alten zu lassen und es ja auch furchtbar langweilig wäre, sich nicht mehr Beschweren zu können, ist es wohl wirklich das beste, wenn du es gar nicht erst soweit kommen lässt…


7) Reisen macht süchtig

.und weil Reisen das Potenzial zum Glücklichsein in sich trägt ist es ganz unvermeidlich, dass du – sofern einmal infiziert – nie wieder mit dem Reisen aufhören wirst. Denn es ist eines jener Suchtmittel, deren Wirkung sich kaum einer entziehen kann, mit fatalen Folgen: Gehst du einmal auf Wanderschaft wirst du nie wieder als der Selbe sein. Einmal angefangen, zieht dich das Reisen in seinen Sog der Abhängigkeit und formt aus dir einen völlig anderen Menschen, der am Ende vielleicht sogar der sein könnte, der du immer hattest sein sollen – auch wenn dein neues Ich dann meilenweit von der Person entfernt ist, die du zu sein geglaubt hattest. Weitreichende Konsequenzen also, die durchaus nicht zu unterschätzen sind. Aber natürlich ist nicht jeder für einen derart großen Wandel bereit und es gibt bestimmt mindestens 1000 scheinbar legitime Gründe warum dieser ganze Scheiß sowieso nichts für dich ist… oder doch?


Du siehst also, es gibt zahlreiche Gründe nicht loszuziehen, seinen Backpack doch noch ein Jährchen im Schrank staub ansetzen zu lassen und die Welt einfach mal Welt sein zu lassen. Fallen dir noch mehr Argumente „gegen“ das Reisen ein? Oder hast du sonst noch Fragen, Kritik oder Anregungen? Pack wie immer alles rein in die Kommentare. Ich freue mich von dir zu hören!