Wenn man das erste mal in seinem Leben auf einmal ohne Plan dasteht,  versucht man zunächst wieder in die Bahn zu kommen und heraus zu finden, wie es weiter gehen soll.

Ganz so einfach ist das dann aber nicht, wie ich schnell feststellen musste. Um überhaupt entscheiden zu können,  wie meine neuen Pläne aussehen konnten, musste ich mich unweigerlich erst mal mit mir selbst auseinander setzen. Nichts was ich gerne getan hätte.  Denn sind wir ehrlich, jeder von uns weiß in etwa wo es bei einem selbst im argen liegt. Ausereinander setzen will man sich damit aber möglichst nicht.

Im Grunde habe ich so über Jahre meine Altlasten mit mir rumgetragen. Immer in der Hoffnung, mit neuen Situationen und nur genügend Zeit müsse sich das doch dann alles von selbst geben, oder? Hier dürfte dann wohl auch “ der Hund begraben liegen“ – oder nennen wir es “ des Pudels Kern“- warum mein Umzug nach Wien gerade zu zum Scheitern veruteilt war.

Aber zunächst noch einmal einen Schritt zurück: Wieder in Nürnberg dürfte einer der Hauptgründe, warum ich mich hier wieder so wohl fühle sein, dass allein der Gedanke noch einmal die selben Erfahfungen in einer neuen Stadt zu machen eine mittelschwere Panik in mir auslöst.  Ha! Und da wären wir ja wieder beim Pudels Kern. Wenn ich davon ausgehe, dass mir in einer neuen Stadt das selbe wieder passieren könnte, wie in Wien, dann heißt das doch, dass ich tief in mir weiß, dass die ganze Problematik von mir ausgehen muss? Warum sonst sollte in einer neuen Situation, mit neuen Leuten  exakt das gleiche wieder passieren? Die einzige Konstante in diesem ganzen Szenario bin ich selbst.  Im Rückschluss betrachtet, manipuliere ich mich also selbst??

Interessanter Gedanke, aber da wären wir wieder  beim Thema, sich Dinge auch mal eingestehen zu müssen.  Soweit bin ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Vielmehr bin ich in einem Zustand ablsoluter Lethargie, verursacht durch die Angst mich entscheiden zu müssen.  Um das kurz zu erklären: wenn man jahrelang gelaubt hatte zu wissen was man will, nur um  dann festzustellen, dass dem nicht so  ist, woher soll man denn dann  ausgrechnet jetzt wissen, was das Richtige für einen ist? Könnte man seinem Urteilsvermögen trauen, dann  wäre man ja schließlich jetzt gar nicht erst in dieser Sitauation. Ein klassisches Dilemma also. Wenn man seinen eigenen Entscheidungen also nicht traut, dann wird die Angst davor sich überhaupt zu entscheiden irgendwann so groß,  dass man sich gar nicht entscheidet und in einer Art Schockstarre verharrt.

Wo aber liegt da der Sinn?Ich spiele Situationen ja gerne nach dem potentiellen „best and worst outcome“ durch. Wenn wir uns aus der Angst heraus die falsche Wahl zu treffen nicht entscheiden, dann weil wir Angst haben mit den Konsequenzen  nicht leben  zu können. Man neigt dann dazu, die absolut perfekte Lösung finden zu wollen. Am besten wird dabei der mögliche Outcome für die nächsten 30 Jahre durchgespielt. Woher weiß ich aber, ob es  nicht doch noch eine bessere Lösung geben könnte. Wir entscheiden uns also gar nicht. Jetzt kommt aber das große Aber: Wenn wir uns nicht entscheiden, dann treffen wir doch unbewusst auch eine Wahl; nämlich die, uns nicht zu entscheiden. Und leben  wir nicht auch mit den Konsequenzen dieses nicht Entscheidens? Unser Leben ist weiter in der Schwebe, einer Übergangssituation. Und obwohl ich genau diese Situation nicht mehr will, lebe ich doch im Moment damit? Und das obwohl es keinen besseren Outcome geben wird. Denn wenn ich mich nicht dafur entscheide den nächsten Schritt zu machen, dann kann und wird sich auch nichts ändern.

Ich habe mich nun also ganz bewusst dafür entschlossen  Entscheidungen  zu treffen und das ohne alles zu zerdenken. Ohne 30 jahresplan. Immer einen Fuß vor den anderen Setzen und wer weiß wohin mich das Leben trägt.